Gully legends

Legenden für den Kanal

The Gully Legends

The gully squad of New Hampshire

Ich habe die gesamte Webseite nach einer berüchtigten Kanalräumertruppe aus der neuen Welt benannt. Den Gully Legends, wie sie später bekannt wurden. Ich möchte der geneigten Leserschaft diese von der Allgemeinheit meines Erachtens zu wenig geschätzte Einheit etwas näher bringen.

Es begann irgendwann in den Jahren zwischen 1679 und 1681. So genau kann man das heute nicht mehr festnageln. Jedenfalls erkannte das von König Charles II 1679 als eigenständig anerkannte Government of New Hampshire ein Problem, das in Massachusetts, in dessen Territorium New Hampshire vormals eingegliedert war, stets vernachlässigt worden war: Die öffentliche Hygiene wurde zur Causa prima erklärt *.

Es gab mehrere Maßnahmen, die damals durch öffentliche Mittel finanziert wurden. Dazu zählten neben öffentlich zugänglichen Toiletten und Waschräumen auch das regelmäßige Entsorgen von Müll und das Reinigen der Kanalisation.

Zu diesem Behufe wurden für jeden Bereich eigens Leute angestellt. Die Berufe waren aufgrund der damit verbundenen Ekelhaftigkeit nur Männern vorbehalten. Also gab es Klomänner, Waschmänner (nicht mit den Wahlmännern zu verwechseln) und Kanalmänner. Die Kanalmänner sind die, um die es hier gehen soll.

Jene Kanaltruppe, oder gully squad, wie sie in New Hampshire offiziell genannt wurde, erarbeitet sich in kurzer Zeit einen hervorragenden Ruf. In ihre Zuständigkeit fielen nicht nur die öffentlichen Kanäle. Da die private Müllentsorgung damals einfach daraus bestand, dn Müll auf die Straße zu werfen, musste sich die gully squad auch darum kümmern. Nachdem das zur Sauberkeit der bürgerlichen Häuser beitrug, genossen die Männer der gully squad blad ein Ansehen, wie es sonst nur reichen Kaufleuten entgegengebracht wurde.

Das alleine würde sicherlich schon reichen, um die gully squad lobend in den Geschichtsbüchern zu erwähnen. Doch gab es noch eine Kleinigkeit, die sie von einer squad zu einer Legende machen sollte: Die Kanaldeckel.

Im ausgehenden 17.Jahrhundert waren geschlossene Kanalsysteme unbekannt. Die meisten Wege legte das Abwasser an der Oberfläche zurück. Dementsprechend wohltuend roch es auch. Und bei günstigen Windbedingungen konnte man in der Nachbarstadt noch ausmachen, wenn der Bürgermeister Montezumas Rache zu spüren bekam.

Irgendwann hatte die Stadtregierung die Idee, die Kanäle unter die Erde zu verlegen. Damit schufen sie jedoch zuerst einmal ein Problem: Durch den Luftzug, der bei geschlossenen Rohrsystemen entsteht, stank es jetzt noch schneller und intensiver. Außerdem waren die Eingänge zur Kanalisation gefährliche Fallen, in denen so manch ein Betrunkener beim Nachhausetorkeln enden sollte. Die Kanallöcher erhielten so den Beinamen manholes.

George Livingsonte, ein findiges Mitglied der gully squad kam dann auf die Idee, die Löcher einfach zu verschließen. Bei seinen Kollegen stieß diese Idee auf Ablehnung, ja gar Spott. Sie meinten, das sei zu teuer und zu unpraktisch. Da Livingstone aber offenbar genug Geld zur Seite gelegt hatte, konnte er es sich leisten, die Kanaldeckel selbst herstellen zu lassen. Dafür ließ er es sich, nach alter Britischer Tradition, nicht nehmen, seine Initialen auf die Deckel zu gravieren: G.L. Mit dem Metallfabrikanten Francis A.K. Erring fand Livingstone einen willigen Partner, der ihm die Deckel in Massen fertigen konnte. Livingstone baute die Deckel immer in Nacht- und Nebelaktionen ein, damit er dem Gelächter seiner Kollegen entgehen konnte.

Nach und nach verschwand der Geruch aus der Stadt und mit der Zeit fanden auch die Kollegen von der gully squad Gefallen an den Deckeln. Da aber niemand wusste, dass Livingsonte hinter den Deckeln steckte, phantasierten die Menschen sich die abenteuerlichsten Dinge zusammen. Am schnellsten verbreitete sich aber wegen Livingstones Initialen die durchaus passende Interpretation, dass es eine gully legend geben musste, die wie ein heutiger Superheld über die Stadt zu wachen schien. Auch von einem Great Loo (Großen Klo) wurde gesprochen.

Wie nahe an der Wirklichkeit die Menschen waren, erfuhren sie erst, nachdem George Livingstone gestorben war. In seinem Testament vermachte er sein ganzes Vermögen Errings Metallfabrik und bekannte sich zu seinen guten Taten.

Aus Dankbarkeit für die Taten der gully squad benannte man die Kanalräumertruppe offiziell in gully legends um. Außerdem errichtete man in New Hampshire an der Stelle, wo Livingstone einst gewohnt hatte ein überlebensgroßes Monument aus Gußeisen: Einen Kanaldeckel mit Livingstones Antlitz auf der einen Seite und Entschuldigungen seiner einstigen Kollegen auf der anderen Seite. Leider wurde dieses Denkmal für die Hygiene im späten 18.Jahrhundert von Plünderern entwendet und so bleibt uns nur mehr die überlieferte Erinnerung an einen Pionier der Reinhaltung.

Stefan

* Ignaz Semmelweis griff übrigens diese Einstellung etwa 150 Jahre später auf, indem er die Hygienebestimmungen (gegen den Spott seiner Kollegen) in der ersten Wiener Geburtshilfeklinik durchsetzte.

Wichtiger Hinweis zum Inhalt dieser Gullylegende: Sie ist wie alle Legenden auf dieser Webseite vollkommen frei erfunden und zu meinem eigenen Gaudium niedergeschrieben worden. Also nicht ernst nehmen!

Inhalt: Stefan Huber | Diese Seite wurde fürs WWW entworfen, nicht für einen speziellen Browser.
Letztes Seitenupdate: 2008-04-27 — Erstellt am: 2007-12-28
http://www.gullylegends.net/