Gully legends

Legenden für den Kanal

Annette Senta Klaahrs

Créateur de Weihnachtsmann

Annette Klahrs ist eine Person, die die Geschichte beinahe vergessen hätte. Dabei war sie es doch, die maßgeblich an der Prägung einer Figur beteilligt war, die heute jedes Kind kennt: Der des Weihnachtsmannes. Wie es dazu kam, dass die junge Annette Klaahrs den Weihnachtsmann inspirierte, will ich hier kurz erzählen.

Leben

Annette Senta Klaahrs kam am 9. oder 10.Juni des Jahres 1888 als Annette Senta Grachtenboord in Anderlecht zur Welt. Ihr Vater war ein mittelloser Schmied, ihre Mutter Milchmagd in einer nahen Meierei.

Von Annette Kindheit weiß man nicht besonders viel. Sie selbst hat immer gesagt: Meine Kindheit war recht einfach. Meine Geschwister und ich waren zu bald damit beschäftigt, die Familie zu ernähren, sodass wir als kleine Kinder nicht einmal Zeit zum Spielen hatten. Dabei beließ sie es stets.

Ihre soziale Ader entdeckte Annette im Alter von 15, als sie der Einwandererfamilie Klaahrs, die in Not geraten war, ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellte. Das war um die Zeit zu Weihnachten. Diese Familie kam aus Deutschland nach Belgien, um dort ein neues Leben anzufangen. Mit ihnen kamen auch mancherlei seltsame Bräuche rund um das Thema Weihnachten.

Annette besuchte die Familie immer öfter und mit der Zeit war sie schon beinahe ein echtes Familienmitglied. Es dauerte nicht lange, bis Annette sich in den ältesten Sohn Detlef verliebte. Die beiden heriateten, als Annette 18 Jahre alt war.

In der Zwischenzeit hatte sich die Familie Grachtenboord recht gut erfangen, die Schmiede des Vaters warf einiges an Geld ab. Annette entdeckte zu dieser Zeit ihre Vorliebe fürs Nähen. Und das sollte ein geschichtsträchtiger Umstand werden. Sie begann damit, Stoffe und Farben aus aller Herren Länder zu importieren, zu verarbeiten und weiterzuverkaufen. (Anm.: Irgendwie erinnert mich die Geschichte an die Aliena aus Ken Follets "Säulen der Erde")

Detlef war ein sehr geschickter Händler, sodass bald die exquisitesten Stoffe und Farben kein finanzielles Problem mehr darstellten.

Annette machte sich bald einen Namen als raffinierte Kauffrau und Näherin. Sie bekam allerlei Aufträge. Unter anderem auch den, die Karnevalsgilde in Anderlecht mit Kostümen zu versorgen. Dieser Auftrag sicherte ihr den Lebensunterhalt auf mehrere Jahre, sodass sie noch experimentierfreudiger wurde.

Das wichtigste Kostüm ihrer Laufbahn sollte das des Bürgermeisters werden. Der etwas beleibtere Durch-und-durch-Beamte war für seine Verschlafenheit geradezu berüchtigt. Also schneiderte Annette ihm einen Bademantel und eine Schlafmütze. Sie entschied, dass der Mantel aus hochwertigem Material und teurer Farbe hergestellt werden müsse. Also verwendete sie Schafwolle und Purpur. Das Ergebnis war ein roter Mantel, gespickt mit weißen Krempen aus fransiger Schurwolle. Die Schlafmütze im passenden Design war nur eine Draufgabe.

Der Zufall greift ein

Annette berichtet in einem Brief an ihren alten Vater auszugsweise und übersetzt folgendes:

Lieber Vater, du wirst nicht glauben, was auf dem Karnevalskonvent passiert ist. Wie du dich erinnern kannst, habe ich dem Bürgermeister doch dieses alberne Kostüm gebastelt. Alles war perfekt.

Doch der Dummkopf von Bühnenknecht hat vergessen, mein Namensschild vom Kostüm zu nehmen! Stell dir vor, der Mime, der den Bürgermeister macht geht auf die Bühne, beginnt seine Blödheiten und die ganze Zeit hängt da mein Name an seiner Brust!

Sowas dummes, der Knecht gehört geohrfeigt. Wenn ich den erwische! Jetzt glauben doch alle, dass ich das Ziel des Spotts werden sollte [...]

Die Tragweite dieser Verwirrung war Annette — und wohl auch sonst niemandem — nicht gleich bewusst. Doch einige Tage später verfasste sie einen weiteren Brief an ihren Vater.

Lieber Vater, du wirst es schon wieder nicht glauben!

Heute kam doch glatt ein Mann in meine Stube, der auf den Karnevalskonvent gewesen war, von dem ich dir letztens berichtet habe (du weißt schon, das mit meinem Kostüm und dem dummen Knecht). Er war inspiriert von der Vorstellung. Aber auf eine Weise, die ich erst nicht verstand. Hör zu:

Der Mann sagte zu mir, er habe eine grandiose Idee, wie er den Kindern eine Freude machen könnte. Er will eine Figur erfinden, die nicht mit dem bösen Percht droht, wenn die Kinder schlimm sind. Nein, er soll gemütlich sein und freundlich.

Und als er den Mimen in meinem Bürgermeisterkostüm gesehen hat und meinen Namen gelesen hat, kam ihm die Idee: "Ich erfinde einen Heiligen Klaus" (Anm.: Santa Klaus)

Ich verstand nicht recht, doch dann dämmerte es mir: Er hat meinen Namen — Annette Senta Klaarhs — gelesen, und meinen zweiten Vornamen und den Familiennamen als "Santa Klaus" verstanden. Dazu die Erscheinung des dicken, gemütlichen Mannes auf der Bühne in seinem roten Kostüm. [...]

Was danach passierte, ist inzwischen Geschichte. Der Mann war J.S.Pemberton, der Erfinder von Coca-Cola. Er kaufte der guten Annette ihr Kostüm für ein paar (naja, es waren sicherlich viele, denn Senta war ja eine geschickte geschäftsfrau) Gulden ab und kreierte in weiterer Folge den Weihnachtsmann, wie wie ihn heute aus Amerikanismen und vielen Werbungen und dem ekelhaften Konsumrausch vor Weihnachten kennen.

So kam es also, dass Annette Senta Klaahrs Pate stand für das Werbebild des heutigen Weihnachtsmannes.

Stefan

Diese Gullylegende entstand als didaktische Maßnahme während einer Rätselrallye. Wir haben versucht — wenn die Teilnehmer schon das Internet befragen dürfen — auf die Problematik des blinden Gehorsams gegenüber dem Medium Internet aufmerksam zu machen.

Wichtiger Hinweis zum Inhalt dieser Gullylegende: Sie ist wie alle Legenden auf dieser Webseite vollkommen frei erfunden und zu meinem eigenen Gaudium niedergeschrieben worden. Also nicht ernst nehmen!

Inhalt: Stefan Huber | Diese Seite wurde fürs WWW entworfen, nicht für einen speziellen Browser.
Letztes Seitenupdate: 2008-04-27 — Erstellt am: 2006-03-07
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